Dec
31
2012
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rueckblick2012_teaser

2012, Jahr der Indie-Games

Rückblick auf das Gaming-Jahr 2012

Nur noch wenige Stunden und das Jahr 2012 wird dem neuen Jahr 2013 Platz machen. Dann werden wir 2012 nur noch in Form von Rückblick-Sendungen im Fernsehen und Artikeln erleben, die das Jahr glorifizieren oder verdammen. Natürlich ist Abseits vom Gaming in diesem Jahr viel passiert und letztlich ist das Gaming nur ein Hobby. Aber wie schön ist es doch, dass wir uns den Luxus leisten können ein Hobby zu haben? Schauen wir also zurück.

Das Jahr der Indie-Games

2012 war ein interessantes Jahr für die Indie-Game-Sparte. Wir haben viele interessante Titel spielen dürfen. Wir haben aber auch jede Menge Mist entdeckt. Aber so ist das schon immer gewesen. Nicht jeder Weltkriegs-Shooter überzeugt durch packendes Gameplay, nicht jeder Strategie-Titel spielt sich zu unserer Zufriedenheit. Aber das ist kein Indie-Phänomen. Es hat schon immer Spiele gegeben, die mit interessanten Features geworben, sich hinterher aber als generisch und langweilig entpuppt haben.

Aber was hat uns der Indie-Boom letztlich gebracht? Schauen wir uns die großen Publisher an, stellen wir fest, dass die Bereitschaft für neue Ideen in den meisten Fällen eher gering ist. Das ist durchaus verständlich. Denn warum sollte man das Risiko eingehen eine kreative Neuentwicklung auf den Markt zu werfen, wenn man weiß, dass man mit einem bereits existierenden System auf jeden Fall genügend Absätze schaffen kann, um in die schwarzen Zahlen zu kommen?

Hier hat sich für Indie-Spiele eine Nische ergeben und viele Entwickler haben es geschickt verstanden diese Lücke zu füllen. Verschiedene hochklassige Spiele im unteren Preis-Segment wurden aus diesem Grund veröffentlicht. Häufig genug mit einem entscheidenden Spiel-Element, von dem im Endeffekt der Erfolg des gesamten Spiels abhing.

Ein gutes Beispiel dafür ist meiner Meinung nach Cargo Commander. Für mich eines der Highlights in diesem Jahr, auch wenn die Präsentation dies zunächst nicht unbedingt erwarten lässt. Die technischen Daten klingen auf den ersten Blick nüchtern: Ein 2D-Side-Scroller mit Action-Einlagen. Die Levels werden zwar zufällig generiert, was spannend klingt, letztlich scheint es aber doch nur wieder irgendein ein Jump-&-Run-Spiel mit Waffen zu sein.

Abschuss in Cargo Commander

In Cargo Commander könnt Ihr zu jeder Zeit zwei Waffen tragen. Diese könnt Ihr in zufällig verteilten Waffen-Automaten tauschen.

Aber der Titel ist weit mehr als das: Die Entwickler haben sich viel Mühe gegeben und ein Spiel mit viel Charme und technischer Raffinesse geschaffen. Ob einer der großen Publisher vor dem Indie-Boom bereit gewesen wäre einen solchen Titel in das Repertoire mit aufzunehmen? Fraglich.

Das Retro-Jahr

Ein weiteres wichtiges Thema in diesem Jahr war der Retro-Bereich. Egal ob es sich dabei um neue Spiele mit einem gewissen Pixel-Charme handelt oder um Neuauflagen bereits bekannter Spiele. Titel wie beispielsweise Hotline Miami sind hierfür ein gutes Beispiel. Sie verbinden verschiedene Retro-Aspekte zu einem packenden Gesamtpaket. Zunächst wirken sie optisch so, als kämen sie aus dem letzten Jahrtausend. Eine verspielte Optik in einem 16-Bit-Stil.

Darüber hinaus sind sie jedoch auch Bockschwer und bieten damit all denjenigen eine Betätigung, die sich darüber beschweren, dass viele aktuelle Spiele keine echte Herausforderung mehr bieten. Weil sie auf einen vermeintlichen Massenmarkt angepasst wurden, der eine positive Spielerfahrung sucht und Herausforderungen als lästig begreift. Das Verlieren aber auch ein elementares Spielprinzip sein kann – Spieler im Anschluss versuchen aus ihren Fehlern zu lernen und im Spiel zu wachsen – ist eine Idee, die sich erst langsam wieder durchsetzt. Rogue-Like-Spiele wie Faster Than Light sind Vorreiter in diesem Bereich. Auch wenn sie eigentlich nur ein altes Spielprinzip wiederentdecken, das bereits seit vielen Jahren existiert.

Die Tunnel der Zwerge

A Game of Dwarves bietet diverse Möglichkeiten zur Einrichtung und Dekoration. Bis an die Grenzen des guten Geschmacks und noch viel weiter! Nein, Ernsthaft: Viele Möglichkeiten. Wie Ihr sie nutzt, liegt aber ganz allein bei euch.

Hinzu kommen zahlreiche Neu-Auflagen. Mitunter entdecken Publisher – wie beispielsweise Sega mit Viking: Battle for Asgard – das Potential alter Titel wieder. Mitunter wagen sich aber auch Publisher an ein Genre heran, das der Rechte-Inhaber des Urspiels seit Jahren ungenutzt in der Ecke liegen lässt. Electronic Arts sitzt, seit sie mit Hängen und Würgen das Bullfrog-Studio in den Electronic-Arts-Konzern integriert haben, auf den Rechten zu Dungeon Keeper. Findige Entwickler haben das erkannt und unter anderem A Game of Dwarves entwickelt. Ein Spiel, das sich zwar eigentlich vollkommen anders präsentiert, aber das Grundprinzip des legendären Dungeon-Aufbaustrategie-Spiels aufgreift.

Was bedeutet das für uns im Jahr 2013?

Wenn der Trend weitergeht, werden Indie-Games auch im nächsten Jahr eine große Rolle spielen. Sie werden den Weg freimachen für neue Ideen, für die im Gedankenspiel der großen Publisher bislang kein Platz ist. Erfolgreiche Ideen aus Indie-Titeln werden dann auch in großen Produktionen wieder übernommen werden. So funktionierte die Spiele-Industrie schon immer. Erfolgreiche Ideen der Konkurrenz werden aufgenommen und im eigenen Produkt neu aufgelegt. Ist das eine schlechte Sache? Auf den ersten Blick mag es so wirken, dass hier andere Entwickler Ideen klauen, nur um einen Rip-Off eines erfolgreichen Spiels zu erstellen.

Letztlich stellt sich aber immer die Frage, ob bei der Neuentwicklung wieder neue Elemente hinzukommen, ob das Spielprinzip verfeinert wird. Um ganz weit auszuholen, könnte man behaupten alle Shooter der heutigen Zeit wären ein Nachbau vom ursprünglichen Doom aus dem Jahr 1993. Denn dieser Titel hat damals die Idee eingeführt, dass es gut sein könnte mit einer Waffe durch Levels zu laufen. Das wir heute Spiele der Battlefield-Franchise, Unreal-Ableger oder auch Far Cry 3 spielen können, haben wir also nicht zuletzt den Machern von id Software zu verdanken.

Das Sturmgewehr in Aktion

Far Cry 3 Feuergefecht

Es ist also nicht verkehrt, eine bestehende Idee aufzunehmen und sie zu verfeinern. Unser Anspruch an die Vielfalt im Gaming hängt letztlich davon ab. Was wir im Endeffekt – als Gamer – machen sollten, ist darauf zu achten ob das neue Produkt tatsächlich diese Neuerungen bietet. Oder ob es sich tatsächlich um eine dreiste 1-zu-1-Kopie handelt.

Seid kritisch, hinterfragt alles und jeden aber seid nicht voreingenommen. Teilt euer Wissen mit euren Freunden und stellt damit sicher, dass diejenigen die Anerkennung verdienen, diese auch bekommen. Wagt auch mal einen Blick über den Tellerrand. Versteift euch nicht in irgendwelchen Gewohnheiten und ihr werdet positiv überrascht werden. Natürlich wird auch die eine oder andere Enttäuschung dabei sein, aber so funktioniert das Leben nun einmal. Um das ganze mit einer Binsenweisheit zu beenden: Wer nichts wagt, der Nichts gewinnt.

In diesem Sinne wünsche ich euch allen ein wunderbares Jahr 2013 und uns allen ein spannendes nächstes Gaming-Jahr!

Euer Lasse “reviewtroll” Gerlach von Trolltest.de

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